Die Feiertage sind vorbei. Zum Glück. An den freien Tagen ist es besonders schlimm. Klaustrophobie schnürt mir die Kehle zu, ich will raus, kann aber nicht. Wie in einem zu engen Aufzug, nur ohne Tür. Wir dürfen uns frei bewegen in ganz Pyongyang, aber ich fühle mich nicht frei dabei. Egal wo ich hingehe, immer werde ich beobachtet, verstohlen zwar, aber permanent. Ich weiss, sobald ich das Büro oder die Wohnung verlasse, bin ich an einem Ort, wo ich nicht hin soll, nicht hin gehöre. Ich singe vor mich hin „I’m an alien, I’m a little alien, I’m an alien in Pyongyang“.
Diese Klaustrophobie verschont hier niemanden. Manchmal frage ich mich, ob die Einheimischen das auch fühlen, zumindest die, die schon mal draussen waren. Unter den Expats hat das verschiedene Auswirkungen. Manche verlassen nach wenigen Tagen fluchtartig das Land, das soll v.a. bei Leuten aus ehemals sozialistischen Staaten vorkommen. Ein Expat soll angeblich nackig über den Kim Il Sung Platz gerannt sein. Ein anderer begann am hellichten Tag in Pyongyang bunte Zettelchen an die Laternenpfähle zu kleben und kam damit angeblich auch ziemlich weit. Vor allem ganz schnell aus dem Land.